Angewandte Linguistik und das Tätigkeitsfeld Dokumentieren
Woher kommen die Informationen?
Haben Sie alle bisherigen Blogbeiträge der #galwue22 mitverfolgt? Prima, dann kennen Sie nun FAST alle Themenbereiche der Angewandten Linguistik! Ein Tätigkeitsfeld aber fehlt noch. Dabei ist dieses besonders wichtig, denn es stellt die Grundlage so ziemlich aller anderen Bereiche dar. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass zu Beginn jedes Projekts, das vorgestellt wurde, eine Vorarbeit steht, beispielsweise in Form von Interviews (wie im Projekt SPRINT) oder Befragungen, Filmen und Auswertung (wie für das DGS-Korpus). Hierbei befinden wir uns im Tätigkeitsfeld Dokumentieren, durch welches die Basis für weitere Forschungen, Entwicklungen und Projekte geschaffen wird.
Wie geht man vor?
Die Dokumentation in der Sprachwissenschaft kann beispielsweise in diesen Schritten ablaufen: Zunächst werden die Wörter identifiziert. Dabei wird beispielsweise nach neuen Wörtern, neuen Wortverbindungen, bekannten Wörtern oder häufigen Wortverbindungen unterschieden. Danach werden die identifizierten Wörter in einer Datenbank gesammelt, verschlagwortet und mit Quellennachweisen versehen. Als nächster Schritt folgt die lexikographische Analyse, bei der Wörter nach Kategorien geordnet werden. Daraufhin wird eine lexikographische Dokumentation der Befunde vorgenommen. Diese werden hierbei insofern aufgearbeitet, dass allgemeinverständliche, wörterbuchartige Texte entstehen, die der Öffentlichkeit, beispielsweise online, zur Verfügung stehen.
Und in welchen Berufsfeldern wird dokumentiert?
Die Dokumentation ist in allen sprachwissenschaftlichen Berufsfeldern von Bedeutung, da sie die Grundlage für weitergehende Forschungen bildet. Dementsprechend findet bei allen Projekten zu Beginn und währenddessen die Dokumentation der Daten statt. Ein linguistischer Teilbereich, bei dem die Dokumentation einen besonders hohen Stellenwert einnimmt, ist die Korpuslinguistik. Hierbei werden durch die untersuchende Analyse von zahlreichen Daten, die zuvor in Korpora, also Sammlungen sprachlicher Gegenstände wie Texten, erfasst wurden, verschiedene Eigenschaften, Gesetzmäßigkeiten, Strukturen und Funktionen von Sprache offengelegt. Dadurch können neue Erkenntnisse über Sprache generell oder über bestimmte Sprachen erlangt beziehungsweise bestehende Hypothesen überprüft werden. Vor allem das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) beschäftigt sich mit diesem Themenbereich.
Dokumentieren und Alltag – Wo ist die Verbindung?
Egal wo wir sind, was wir tun oder mit wem – wir kommunizieren täglich. Kommunikation, und somit auch die Sprache, prägt unseren Alltag, da sie unser Zusammenleben bestimmt und in jedem Bereich unseres Lebens essenziell ist. Doch unsere Ausdrucksweise verändert und erweitert sich durchgehend, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Hier kommen Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler ins Spiel. Sie dokumentieren die verschiedenen Wörter und Ausdrucksweisen und bereiten sie auf, sodass sie allen zu Verfügung stehen. Dies kann beispielsweise Lernenden helfen, die deutsche Sprache besser zu verstehen. Auch können die demografischen Grenzen innerhalb der Gesellschaft insofern überwunden werden, dass Aspekte wie Sprachwandel sichtbar gemacht werden.
Ein Beispiel hierfür ist das seit 2008 jährlich gewählte Jugendwort des Jahres, für welches seit zwei Jahren jeder eine Stimme abgeben kann. Ursprünglich stellte dies eine Werbung für das Lexikon 100 Prozent Jugendsprache dar. Der Sieger des Jugendwortes 2021 beispielsweise ist cringe, welches den Vorgang des Fremdschämens beschreibt. Mehr aus dem Bereich Jugendsprache gibt es übrigens im Blogbeitrag nächste Woche!
Die Grundlage für Angewandte Linguistik
Das Dokumentieren zu Beginn eines sprachwissenschaftlichen Projekts ist meist unumgänglich. Ergebnisse des Dokumentiervorgangs sind dann zum Beispiel Sprachkorpora, Wörterbücher, Datenbanken oder Terminologielisten. Da solche Sammlungen Ausgangspunkte für das weitere Vorgehen in jeglichen Berufsfeldern sind, ist Genauigkeit beim Dokumentieren besonders wichtig. So stellt das Tätigkeitsfeld Dokumentieren die Grundlage für viele weitere Forschungen dar – natürlich auch für unser aller Alltag!
Die Autorinnen:
Lisa Köhler studiert Germanistik und Französisch auf Bachelor und beschäftigt sich somit gleich in zwei Sprachen mit Linguistik.
Katharina Wolf studiert Germanistik und Ethnologie auf Bachelor und möchte damit den Menschen die Verbindung von Sprache und Alltag näherbringen.